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Auf den Standpunkt kommt es an

Ökumene

Die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche haben für mich keine Relevanz in den entscheidenden Glaubensfragen sondern lediglich in unterschiedlichen formalen, organisatorischen Themen, welche ich allesamt als völlig zweitrangig betrachte, um sich darüber vordergründig zu streiten.

Zölibat
Die zölibatäre Lebensweise entspricht dem Leben von Jesus Christus um sich voll und ganz der christlichen Gemeinde widmen zu können. Dies ist plausibel und gut.
Andererseits wird hauptsächlich argumentiert, dass man nur durch eigene Erfahrungen in einer ehelichen Partnerschaft mit Frau und Kindern die Probleme einer Gesellschaft aus der untersten Wurzel von Gemeinschaft, der Familie, beurteilen kann. Dieses Argument blendet für mich allerdings die Lebenserfahrung eines Priesters in seiner Kindheit und Jugend aus, wo er sich ebenfalls in seiner eigenen Familie befand und auch im Priesteramt immer noch befindet.
Als Kirchenmitglied ist mir daher ein "Vollzeit-Priester", der sich der Gemeinde mit voller Kraft widmen kann lieber als ein durch Familie gebremster "Teilzeit-Priester".
Insgesamt könnte ich jedoch auch mit verheirateten Pfarrern leben. Wie gesagt, das ist für mich keine vorrangige Glaubensfrage.

Frauenordination
In dieser Frage stehe ich voll auf der Seite der evangelischen Kirche. Hier zieht für mich das katholische Argument der ausschließlichen Männlichkeit von Jesus Christus und seiner Jünger nicht. Ich finde, dass gerade Frauen in den alltäglichen Fragen von Gemeinschaft und Zusammenarbeit eine höhere Kompetenz haben als viele ego-strotzende Männer. Die Gewalt wird zwar mit "die" geschrieben, ist jedoch hauptsächlich männlich - alle Kriege dieser Welt werden hauptsächlich von Männern geführt. Dies sollte als Argument zur Sozial- und Friedenskompetenz von Frauen genügen.

Also liebe katholische Kirche, fürchtet euch nicht - lasst die Frauen auch als Priester, Bischöfe und Päpste ran! Allerdings vorzugsweise auch im Zölibat, aus den gleichen Gründen wie oben erwähnt.

Verhältnis zu geschiedenen Kirchenmitgliedern
Eine Ehescheidung ist zwar ein dramatischer Bruch einer Gemeinschaftsbeziehung, aber aus meiner Sicht kein Grund die christliche Glaubenstreue der Betroffenen grundsätzlich in Frage zu stellen. Insbesondere ist die Schuldfrage einer Scheidung oftmals völlig offensichtlich, so dass ein weitgehend unschuldiger, gläubiger Partner gleich doppelt bestraft wird, wenn er durch die Scheidung auch noch seine bisher untadelige Mitwirkung und Beteiligung in der Kirche verliert. Dies gilt sogar für den Hauptschuldigen einer Ehescheidung, da er - bei allen Bedenken einer "pharisäerhaften" gläubigen Anbiederung - auch die Chance zur christlichen Reue und Umkehr erhalten sollte.
(PS: die Personalpronomen "er, der, den .." gelten natürlich in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit "sie, die ...")
Eine veränderte Haltung der katholischen Kirche hierzu ist also überfällig.

Marienverehrung
Für die - gelinde formulierte - Zurückhaltung der evangelischen Kirche zur Marienverehrung fehlt mir jegliches Verständnis.

Papsttum
Auch hierzu ist mir die evangelische Ablehnung eines irdischen geistigen Oberhaupts des Glaubens nicht zugänglich. Entspricht doch gerade das übergeordnete Vorbild in allen Kulturkreisen der menschlichen Natur und Erfahrung, angefangen von den Eltern bis zu politischen und wirtschaftlichen Leit- und Führungsfunktionen in der Gesellschaft.
Negative Erfahrungen von despotischen "Führern" dürfen doch nicht die weit überwiegend positiven gesellschaftlichen Erfahrungen hierzu überdecken. In letzter Konsequenz dürfte man dann auch "Gott" und insbesondere den weltlichen "Führer" Christus nicht als Leitbild für sein Leben anerkennen.

Vereinigung der Kirchen zur "Christlichen Kirche" anstelle Ökumene

Die verständlichen, historischen Gründe zur Kirchenspaltung aus der Luther-Zeit sind heute nach über 500 Jahren nicht mehr relevant. Ich halte daher alle Ökumene-Bestrebungen für ein friedliches Nebeneinander für vergeudete Energie, die man besser in den Zusammenschluss zu einer neuen, gemeinsamen, Christlichen Kirche verwenden sollte. Auch Luther war ursprünglich katholisch und begründete daraus seine Glaubenstreue. Beide Konfessionen müssen dabei zum Wohle des Ganzen über ihren Schatten springen.

Aus katholischer und evangelischer Kirche sollte daher die Christliche Kirche entstehen. Die große, weltumspannende, friedliche, humanistische Religion Christentum darf doch nicht an formalen Dingen und Bezeichnungen scheitern.