Wohnen muss vom Kapitalismus befreit werden
Wohnen & Verkehr haben viele gesellschaftliche und umweltrelevante Gemeinsamkeiten und beeinflussen sich daher im Sinne von Wohnort und Mobilität gegenseitig erheblich. Unterschiedliche Attraktivitäten vom Wohnen auf dem Land oder in der Stadt sowie Berufsverkehr, Einkaufsverkehr und Freizeitverkehr (Reisen) stehen im täglichen Brennpunkt nahezu jedes Menschen.
Wohnen in Deutschland ist ein Spiegelbild der ungerechten Vermögensverteilung
Ich weiß nicht, ob ein "Dach über dem Kopf" überhaupt ein Grundrecht ist, aber zumindest gibt es in der Interpretation von diesem "Dach" in der Praxis ganz erhebliche Unterschiede. An der oberen Grenze gibt es offensichtlich für immer mehr Superreiche keine Luxusgrenzen mehr (die Königsschlösser lassen grüßen) und am unteren Ende wird offensichtlich auch noch die "Brücke" als "Dach" gesellschaftlich akzeptiert (der Stall von Bethlehem lässt grüßen).
Perverser Luxus für wenige superreiche Bewohner sowie menschenunwürdige und beengte Massenunterkünfte für häufig große Familien (meist mit vielen kleinen Kindern) sind auch im reichen Deutschland des 21igsten Jahrhunderts Realität. Ich denke dabei oft an den vorweihnachtlichen Kinderfilm "Der kleine Lord", in dem es dem kleinen Cedric (Lord Fountleroy) gelingt, das Herz des unbarmherzigen Earl of Dorincourt zu erweichen, um das Armenviertel Earl's Lane zu sanieren.
Wo sind die "Earls of Dorincourt" unserer Zeit, welche die "Earl's Lanes" unserer Zeit vergessen machen?
Verkehr in Deutschland leidet am Autosyndrom des Erfinderlandes
Deutschland ist das Autoland der Welt. Hier wurde es erfunden und bis heute zu seinen höchsten technischen Reifestufen gebracht. Die ganze Welt profitiert vom Know-How deutscher Autobauer und seinen Exporten bzw. weltweiten Produktionsstätten.
Dieses Image prägt auch die gesamte Verkehrs-Infrastruktur. Ein gigangisches Netz von Autobahnen, Schnellstraßen, Bundes- und Gemeindestraßen erreicht fast den letzten Einödhof auf einer befestigten Straße - überwiegend geteert oder betoniert.
Freie Fahrt für freie Bürger (ADAC) oder Freude am Fahren (BMW) haben sich ins Herz der Deutschen eingemeißelt. Das Auto ist wesentlich mehr als ein Fortbewegungsmittel - nein es ist Kult für die meisten Deutschen - noch vor dem Wohnen! Ich kenne einige Zeitgenossen, welche an den Schnürsenkeln ihrer Schuhe sparen, aber nicht an den Alufelgen und Breitreifen ihres fahrbaren "Rennwagens". Und heute haben viele Autobesitzer wesentlich komfortablere Auto-Innenausstattungen mit Stereo-Sound und ausgefeiltem elektronischen High-Tech-Klimbim als sie es in ihrer Wohnung bevorzugen - von stark zunehmenden Campingbussen oder Wohnmobilen ganz zu schweigen.
Verkehrsminister als Büttel der Automobilindustrie
Das Verkehrsministerium ist seit Jahrzehnten nur mit Ministern besetzt, welche sich ausschließlich als Erfüllungsgehilfen der Automobilindustrie verstehen. Am drastischsten wurde dieses "Büttelamt" seit 2010 von den drei CSU-Verkehrsministern Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer ausgeübt. Und der aktuelle Minister Volker Wissing von der FDP ist drauf und dran, diese drei CSU-Minister sogar noch in ihrer Ergebenheit gegenüber der Automobilindustrie zu toppen.
Während der umweltschädliche Auto- und LKW-Verkehr durch Straßen- und Autobahnbau mit Milliardenmitteln gefördert wird, kämpft die wesentlich umweltfreundlichere Bahn mit enormen Struktur- und damit Wirtschaftlichkeitsproblemen.
Zur Erreichung der Klimaziele muss gerade im Verkehrssektor dramatisch umgesteuert werden, bis hin zur völligen Einstellung der Automobilproduktion sowie drastischen Fahrverboten für LKWs und Pkws.
Hierzu bedarf es eines entschlossenen Verkehrsministers, der vor allem der Automobilindustrie kräftig "auf die Füße tritt". Diese Person gäbe es bereits im Kabinett Scholz. Es ist der aktuelle Verteidigungsminister Boris Pistorius! Leider setzt dieser Minister sein hohes politisches Talent im falschen Ministerium ein. Dagegen wäre im Verteidigungsministerium eine "Schlafwagen-Ministerin" Christine Lambrecht genau die Richtige gewesen, um den aufrüstungseifrigen Generälen und Politikern "das Pulver (Schieß- und monitäres~) aus der Hand zu nehmen".
Was mich am meisten bewegt
Wohnen in Deutschland ist gekennzeichnet von Wohnungsnot, unbezahlbaren Wuchermieten in Ballungszentren, leerstehenden Wohnungen und Geschäftsräumen sowie von massivem Flächenverbrauch und Zersiedelung.
Schuld daran ist hauptsächlich der überbordende Kapitalismus sowie ein überzogener Individualismus der Bevölkerung. Zu letzterem tragen vor allem die hohe Scheidungsrate sowie die Entfremdung von der Großfamilie bei, was zu immer mehr Single-Wohnungen führt.
- Der Neubau von Wohnungen muss daher an eine Leerstandsquote gekoppelt werden.
- Leerstehende Geschäftsräume müssen nach einem Jahr zu Wohnungen umgebaut werden.
- Für jede leerstehende Wohnung muss der Eigentümer die ortsübliche Miete als Steuer an den Staat abführen.
- Große private Wohnbaugesellschaften müssen enteignet und vom Staat als Eigentümer für Sozialwohnungen übernommen werden.
- Der Mietpreis darf nicht mehr als 10€/qm/Monat betragen.
- Der steuerfreie maximale Wohnraum pro Miet- und Eigentumswohnung sowie Privathaus muss auf 80qm pro Person und 20qm pro Kind begrenzt werden. Für alles was darüber hinausgeht muss mit einer Steuer von 10€/qm/Monat beaufschlagt werden.
- Der steuerfreie maximale Grundstücksbesitz für Wohnungseigentümer und Privathäuser beträgt 500 qm/Person (Eigennutz bzw. Mieter). Alles was darüber hinausgeht, muss mit einer Steuer von 5€/qm/Monat beaufschlagt werden.
Private Zweitwohnsitze (Ferienhäuser/-wohnungen, Stadtwohnungen) müssen verboten werden. Für bestehende Immobilien müssen die Eigentümer entweder gezwungen werden sie dauerhaft zu vermieten oder sie müssen enteignet werden, damit der Staat diese Immobilien als Sozialwohnungen zur Verfügung stellt.
Verkehr in Deutschland wird seit Jahrzehnten von der deutschen Automobilindustrie dominiert, welche mit ihrer politischen Lobbyarbeit mit dem Argument "Arbeitsplätze" alle - vor allem umweltrelevanten - Maßnahmen blockiert. Das Argument "Deutschland ist Autoland - vom Erfinder bis zur Schlüsselwirtschaft" hat sich in alle Poren der Gesellschaft und Politik festgesetzt. Kritik am Auto kommt daher einer Kritik an der "heiligen Kuh" in Indien oder dem "tödlichen Waffenrecht" in den USA gleich.
■ Die "heilige Kuh" Tempolimit ist viel mehr als CO2
Erforderliche Maßnahmen ab sofort:
- Tempolimit auf Autobahnen 120 km/h, Landstraßen 80 km/h, innerorts 30 km/h.
- Alle Innenstädte ab 20.000 Einwohner autofrei.
- Parkmöglichkeit für Innenstadtbewohner nur in Tiefgaragen oder außerhalb der Innenstadt.
- Auflösung aller Parkplätze auf Straßen und Plätzen. Ausnahmen: Krankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken.
- Nur noch Parkhäuser, Tiefgaragen sowie Stellflächen für Lieferverkehr und Ein- und Aussteigen (z.B. vor Schulen).
Erforderliche Maßnahmen bis 2030:
- Rückbau aller Autobahnen auf 50% des heutigen Umfangs.
- Reduzierung der Autoproduktion um 50%.
- Verminderung des Kfz- und LKW-Bestandes um mindestens 50%.
- Neufahrzeuge müssen so ausgelegt werden, dass technisch nur noch eine Maximalgeschwindigkeit von 80 km/h möglich ist.
Damit ist ein generelles Tempolimit außerorts hinfällig! - Beschränkung des Gesamtgewichts eines PKW auf max. 1 Tonne.
